Spiritual Groundlessness

In Mariana Caplans Buch "Eyes wide open", das hier im Blog noch weiter bearbeitet werden wird, geht es um spirituelle Krisen- und das auf hohem Niveau, d.h. von jemandem, die weiß, worüber sie schreibt. So wird das Ganze zu eine Art Reiseführer, der die unangenehmen Seiten nicht nur nicht ausschließt, sondern in den Mittelpunkt stellt. Caplan zitiert an einer Stelle Lama Palden Drolma, der sich besonders auf weit fortgeschrittene Menschen bezieht, die trotz oder gerade wegen ihrer inneren Entwicklung in Situationen gerieten, in denen sich ihr "Karma entlud". Es ist dann eine enorme Zuspitzung im Leben, in der der Betroffene zwar weiß, was aus alten Kräften, aus Unaufgearbeitetem, Illusionärem und Unaufrichtigem in sich selbst, zusammen gebraut wird wie eine Sturmflut, aber nichts daran ändern kann. Es ist geradezu ein notwendiges Element in jeglichem Initiationsprozess, dass es zu dieser Feuerprobe kommt:

"Very highly developed people sometimes enter into different situations to liberate that karma for themselves, to liberate that kind of karma for all beings in general, and also to learn how to work that kind of karma so they can help others who experience a similar type of karma. According to Tibetan Buddhism, a lot of times if you awaken really easily in a given lifetime, you don’t have the same capacity to help other people to awaken. You don’t really understand what other people go through unless you’ve been through it."

Caplan spricht von einer "Grundlosigkeit", von der im Buddhismus die Rede ist - also einer existentiellen Bodenlosigkeit- als ein Zwischenzustand krisenhafter Art. Diese "Bodenlosigkeit" bezieht sich darauf, dass der Betroffene in gewisser Hinsicht befreit auf sein Ich schaut- und sich die Selbstkonstruktion in ihren vielen Aspekten zeigt, aber als ein Ausdruck seiner selbst- nicht mehr vollkommen damit identifiziert, und sich daher wie "auf sandigem Boden" empfindend:

"Powerful breakdowns, healing crises, and dark nights—times when we feel bereft and disillusioned, stripped of all we thought was solid in our lives and with nothing to replace what was lost—give us a direct experience of what the Buddhist tradition refers to as “groundlessness.” We find the apparent solidity of the ground beneath us to be made of shifting sand. The beliefs and identities we have hung our lives upon are revealed to be empty constructs that have no objective meaning."

Ein Teil dieser schmerzhaften Erfahrungen ist die Gewissheit der Vergänglichkeit aller Form. Das eigene Leben wird, je nach Perspektive, ein Fingerabdruck im Sand. Es gilt dazu, in aller Form zu akzeptieren, dass gilt: "Everything is continually in flux and destined to fade."