Zum Tod von Wilfried Heidt

Foto: Schata via Stiftung Media
Was seit Tagen bei Facebook kursierte, ist jetzt - wie Stiftung- Media bestätigt- Gewissheit: Wilfried Heidt, eine der großen Gründerpersönlichkeiten des Kulturzentrums Achberg, ist mit 71 Jahren gestorben.

Mitte der 70er war Achberg ein enormer Anziehungspunkt für eine (auch) anthroposophische, sehr bewegte Jugendbewegung. Während später die Diskussionen der Achberger Denker zunehmend verkopften, ging ein Teil der Diskussionspartner in politische Wirkungsfelder, vor allem in Richtung zur Gründung der Grünen Partei.

Auf Wilfried Heidts Homepage finden sich dazu noch Plakate und Flyer. Aber auch viele heute tätige Anthroposophen haben in den heftigen Diskussionen und im lebendigen Umfeld von Achberg - etwa bei Peter Schilinski- einen für ihre Arbeit und ihr Leben wichtigen Impuls bekommen. In der lebendigen Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit war die eigentliche Anthroposophische Gesellschaft in ihrer manchmal verklemmten Rechthaberei und gelegentlich obskuren Esoterik kein geeigneter Anlaufpunkt. Eine Identifikationsfigur haben viele in Heidt gefunden. So hat sich eine Fülle von Initiativen aus seinem Achberger Kreis und durch seine diskussionsfreudige Art ergeben. Auch Wilfried Heidt ist mitten aus dem Wirken und aus laufenden Impulsen heraus gerissen worden.

Persönlich möchte ich anmerken, dass das Achberger Umfeld auch für mich eine erste, aber wichtige Anlaufstelle in Sachen Anthroposophie gewesen ist, so um 1975 herum. Wir hatten ein paar Tage in der Nähe des Goetheanums wild gecampt und waren nächtens von einem erbosten Schweizer Bauern mit der Mistgabel in der Hand vertrieben worden. Wir fuhren zu Peter Schilinski, der in einer innigen, aber gespannten Beziehung zu Heidt stand. In Schilinksi dörflicher Kneipe hauste eine wilde Truppe in kommunen- ähnlicher Atmosphäre; man konnte einfach kommen und dort wohnen. Abends lud Schilinski zu Diskussionen ein, deren Ende völlig offen war. Es war ein kleinerer Kreis von vielleicht 10 oder 12 jungen Leuten. Es gab Töpferkurse bei einer hellsichtigen Freundin Schilinskis, die nächtens klassische Konzerte für die Erdgeister arrangierte und bei den Bauern als Hexe verschrieen war, aber das Vieh heilen durfte. Im Kulturhaus Achberg war ein stetiger Besucherstrom zu beobachten, der in heftige politische und wirtschaftliche Diskussionen verstrickt war. Mir war das damals etwas zu viel, da ich von "Dreigliederung des sozialen Organismusses" so wenig verstand wie von den Intentionen des Herrn Joseph Beuys. Aber es war herrlich lebendig, verrückt und offen.

Eine umfassende Würdigung der Arbeit von Wilfried Heidt ist bei Themen der Zeit erschienen. Ein erster "offizieller" Nachruf von Gerhard Schuster steht auf der Website von Heidt bereit.